Jeder Mensch
ist schön,
egal
wie er aussieht

MEIN WERDEGANG ALS FOTOGRAFIN


November 2004 - Mein Entschluss, nach der Karenz nicht mehr in meinen angestammten, und seit Tag 1 verhassten, Beruf als Sekretärin zurückzukehren steht fest. Ich möchte eine 2jährige Ausbildung an der Graphischen in Wien zur Fotografin machen. Also wieder zurück in die Schule, 5 Tage die Woche. Was spricht dafür? Mein "Wollen". Was spricht dagegen? So ziemlich alles. 

Ich bin nicht mehr die Jüngste, 31 Jahre, habe 2 Kinder, das Zweite erst gerade mal 1 Jahr alt, die finanzielle Situation ist so naja, mein Mann arbeitet im Gastgewerbe, ca. 80h pro Woche, die Schule ist nicht gerade ums Eck. Wie soll das gehen?

Wenn ich eines gelernt habe, dann dass wirklich alles möglich ist, wenn du felsenfest daran glaubst und du es wirklich willst. Dann bist du nämlich auch bereit, alles dafür zu tun und wie durch "Zauberhand" fügt sich alles. 

Und es hat sich wirklich alles gefügt. Ich hab die Aufnahmeprüfung geschafft, mein Mann konnte seine Arbeitszeiten anpassen, meine Mama hat uns auch betreuungstechnisch unterstützt, die Lehrer an der Schule waren sehr verständnisvoll, falls ich mal wegen der Kinder nicht kommen konnte oder ich durfte sie auch in die Schule mitnehmen. Finanziell gabs keine Einbussen, ich hab sogar noch eine Assistenzstelle bei Lukas Beck bekommen.


Und trotzdem war es kein Spaziergang. Ich war oft an und über meinen Grenzen, da ich Zeit mit meinen Kindern verbringen wollte, gleichzeitig aber natürlich auch alle (oft sehr zeitaufwändigen) Fotoprojekte für die Schule bestmöglich erledigen wollte. Viele Male habe ich mich zerrissen gefühlt. Und doch wars eine superschöne Zeit. Diese 2 Jahre haben mein Schultrauma geheilt, ich hab ganz tolle Menschen kennengelernt, sehr, sehr viel gelernt und hatte jede Menge Spaß. Mit 01.01.2008 habe ich meine Selbständigkeit angemeldet. 


Nach der Ausbildung hatte ich das Glück, eine Stelle als Karenzvertretung für einen Fotografen bei einer Österreichischen Tageszeitung (Wirtschaftsblatt, gibts leider nicht mehr) zu bekommen und das war die beste "Berufsschule" überhaupt. In der Pressefotografie musst du gleichzeitig schnell und gut sein. Du stehst unter ständigem Zeitdruck, sprintest von einem Termin zum nächsten. musst oft unter ganz ungünstigen Bedingen (Licht, Location, Menschenmassen) brauchbare Ergebnisse liefern und du weißt nie wie sich dein Tag entwickeln wird.

Ich erinnere mich, dass ich einmal dachte "Juhu, heute habe ich nur 2 Termine am Vormittag und dann kann ich nachhause!"  Geendet hat es damit, dass ich am selben Tag noch für ein paare weitere Tage nach Tirol geschickt wurde. Nichts war jemals auch nur ansatzweise planbar oder fix, was einerseits echt spannend, teilweise aber auch anstrengend war (Stichwort Kinder).

Ich bin unendlich dankbar für diese Erfahrung und ich hab diese Zeitungszeit sehr, sehr genossen. Ich hab gelernt schnell zu arbeiten, gute Ergebnisse zu liefern auch wenn das Drumherum weniger als suboptimal ist, ungewöhnliche Blickwinkel einzunehmen und vor allem mit den unterschiedlichsten Menschen umzugehen. Besser gehts nicht!



Nach dieser Zeit habe ich kurz in einem Fotostudio angeheuert, weil ich dachte, ich brauche ein fixes Einkommen, habe aber sehr schnell gemerkt, dass Passfotos schiessen oder halberotische Bilder zu machen so gar nicht meines ist und bin nach 3 Monaten wieder geflüchtet. 

 Seit dieser Zeit bin ich vor allem im Bereich corporate photography tätig. Ich liebe die business Fotografie, vielleicht weil ich einfach durch das Wirtschaftsblatt ganz natürlich in diese Schiene hineingewachsen bin, bin aber jetzt vermehrt auch für Einzelunternehmer, vor allem im Bereich Coaching, Healing, Energiearbeit tätig. Das ist zwar auch business, aber halt was ganz anderes als Banken oder Versicherungen. Und ich lieb auch das sehr, vor allem, weil ich ja nun selbst auch zusätzlich in dem Bereich tätig bin. Da ist noch mehr Feinfühligkeit und Kreativität gefragt. 

Das ist ja das wirlich coole an dem Beruf, dass einfach alles möglich ist, business straight oder business wild, oder überhaupt was ganz anderes: Kongresse, Autos, Wiener Symphoniker oder doch im Zementwerk? - kein Tag  gleicht dem anderen. Es ist einfach bunt! 

 

Credits:

Pic 2 linke Seite Josef Schimmer
Pic 3 linke Seite Ernesto Gelles